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Stolpersteine für Familie Kohls - Bergstraße 10

Rosa Cahn, geb. Bornheim

Jahrgang 1862
verstorben 07.03.1942 in Lodz

Adolf Kohls

Jahrgang 1896
verstorben 30.04.1943 in Auschwitz

Elsa Kohls, geb. Cahn

Jahrgang 1894
verstorben 20.04.1942 in Lodz

Edith Kohls

Jahrgang 1920
verstorben in Auschwitz

Lieselotte Kohls

Jahrgang 1922
verstorben in Auschwitz


Im Haus Bergstraße 10 lebte die jüdische Familie Kohls: die Eltern Adolf (geb. 23. Oktober 1896) und Elsa (geb. Cahn, 19. November 1894) mit ihren Töchtern Edith (geb. 20. April 1920) und Lieselotte (geb. 18. Januar 1922), sowie Elsas Mutter, Rosa Cahn (geb. 1862).

Die Familie lebte in wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen, was möglicherweise der Grund war, dass Adolf 1933 nach Aachen ging. Im Frühjahr 1935 wandte sich Else Kohls an die evangelisch-lutherische Kirche mit dem Anliegen, sich und ihre Töchter christlich taufen zu lassen. Der Pastor der Neuenhäuser Gemeinde, Wilhelm Voigt, der sich zur „Bekennenden Kirche“ zählte, war dazu bereit und auch die Stimmung in der Gemeinde war positiv. Voigt wies aber darauf hin, dass sie gemäß der „Rasse-Gesetze“ in den Augen der Nationalsozialisten aber Jüdinnen bleiben würden. Da Else Kohls versicherte, ihre Entscheidung entspränge ihrer Überzeugung, erteilte der Pastor den erforderlichen Konvertitenunterricht und die Taufe fand im Juli statt. In der Öffentlichkeit fand das Ereignis zunächst keine Beachtung, bis dann im September im „Niedersachsen Stürmer“, dem Gauorgan der NSDAP, unter der Überschrift „Judentaufe in Celle“ ein Artikel erschien, der Voigt wegen seiner Beteiligung an einem „jüdischen Betrugsmanöver“ angriff, das „das nationale Empfinden der deutsch denkenden Mitglieder seiner Gemeinde aufs tiefste verletzte“. Ein Gastwirt, bei dem die ältere Tochter Edith angestellt war, hatte den Pastor denunziert. Angehörige der Hitler-Jugend warfen daraufhin die Fensterscheiben des Pfarrhauses ein. Die Gestapo begann mit der Überwachung des Gottesdienstes.

Edith Kohls zog nach diesen Ereignissen nach Hamburg. Die wirtschaftliche Not der in Celle verbliebenen Familienmitglieder wuchs in der folgenden Zeit, so dass sie von der Stadt in einer kommunalen Wohnung in Westercelle untergebracht wurden. Elsa und ihre jüngere Tochter Lieselotte wurden dann auch von der Stadt zu unbezahlten Arbeiten herangezogen. Nach der Pogromnacht folgte die gesamte Familie der älteren Tochter nach Hamburg. Von hier wurden sie deportiert: Adolf Kohls und seine Töchter Edith und Lieselotte kamen in Auschwitz ums Leben, Elsa Kohls und ihre Mutter Rosa Cahn in Lodz.