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Stolpersteine für Julius und Else von der Wall, Paula Lang - Mühlenstraße 25

Dr. Julius von der Wall

Jahrgang 1872
verstorben in Auschwitz

Else von der Wall, geb. Lang

Jahrgang 1884
verstorben in Auschwitz

Paula Lang, geb. Strupp

Jahrgang 1862
verstorben 16.12.1942 in Theresienstadt


Else Lang (geboren am 5. April 1884 in Suhl) heiratete den am 22. September 1872 auf Norderney geborenen Julius von der Wall. Dieser promovierte 1901 zum Dr. jur., legte 1902 die große juristische Staatsprüfung ab und war seit 1903 Notar und Rechtsanwalt am Oberlandesgericht Celle. Lange Zeit war er der einzige an diesem Gericht zugelassene jüdische Anwalt. 1908 kam die Tochter Eva (verheiratete Kaufmann, Stolperstein in der Schackstraße 3) zur Welt. 1911 ließ sich die Familie das Wohn- und Geschäftshaus in der Mühlenstraße 25 planen und bauen. Von der Wall war seit 1906 in der Celler Synagogengemeinde aktiv, von 1913 bis 1933 als ihr Erster Vorsteher. Im Jahr 1921 nahm von der Wall Dr. Manfred Herzfeld als Sozius in seine Rechtsanwaltskanzlei auf, die bis 1933 überaus erfolgreich arbeitete. Else von der Walls Mutter, Paula Lang (geboren am 9. Mai 1862), lebte seit 1923 ebenfalls im Haus in der Mühlenstraße bis sie 1933 zu ihrer Schwester nach Göttingen zog.

1933 sah sich Julius von der Wall massiven Bestrebungen ausgesetzt, die seine rechtsanwaltliche Zulassung in Frage stellten. Mit dem „Gesetz über die Zulassung zur Anwaltschaft“ vom 7. April 1933 setzten die Nationalsozialisten gegen etwa 1500 der rund 4000 jüdischen Anwälte ein Berufsverbot durch. Julius von der Wall fiel unter eine Ausnahmeregelung, die Frontkämpfer des Ersten Weltkriegs schützte. Das Notariat wurde ihm aber entzogen. Gestützt durch Denunziationen bemühte sich Oberlandesgerichtspräsident von Garßen, ein Vertretungsverbot gegen von der Wall zu erreichen. Erst eine Durchführungsverordnung zum Anwaltsgesetz vom 1. Oktober 1935 verbürgte auch ihm seine Berufsrechte. Die Anwaltskanzlei war allerdings durch die antisemitische Boykotthetze nur noch eingeschränkt zu führen. Von der Wall verkaufte sein Haus in der Mühlenstraße und zog 1934 mit seiner Frau zu seinem Sozius Manfred Herzfeld in eine Mietwohnung in der Schwicheldtstraße 19A. Von der Walls Tochter Eva war mit ihrem Mann, Walter Kaufmann, bereits Ende August 1933 emigriert.

Noch bevor man jüdischen Anwälten in Deutschland im September 1938 die Ausübung jeglicher anwaltlicher Tätigkeit untersagte, folgten Julius und Else von der Wall ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn nach Amsterdam. Doch die Flucht konnte das Ehepaar nicht retten, es wurde deportiert und wie ihre Tochter Eva in Auschwitz umgebracht, ihr Schwiegersohn Walter Kauffmann starb in Bergen-Belsen. Deren kleine Tochter überlebte versteckt bei Niederländern. Paula Lang wurde am 20. September 1942 nach Theresienstadt deportiert und kam am 16. Dezember 1942 ums Leben.