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Stolpersteine für Alfred Cussel, Emilie Erbse und Grethe Zerkowski - Markt 6

Alfred Cussel

Jahrgang 1881
gedemütigt / entrechtet, tot 14.04.1941

Emilie Erbse, geb. Cussel

Jahrgang 1877
deportiert 1941, ermordet in Riga

Gretchen Zerkowksi, geb. Cussel

Jahrgang 1887
deportiert 1942, Piaski ???


Emilie (geb. 30.8.1877), Alfred (geb. 14.7.1881) und Grethe Cussel (geb. 9.9.1887) sowie ihre Geschwister Hermann (geb. 1880) und Paula (geb. 1882) entstammten einer der ältesten jüdischen Familien Celles. Ihre Eltern waren Julius und Agnes, geb. Weinzweig. Julius hatte 1885 von seinem Vater Isaak Joel Cussel das florierende Textil- und Bekleidungsgeschäft im Haus Am Markt 6 übernommen. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg musste die Firma aber Konkurs anmelden. Julius und Agnes starben 1920 bzw. 1926 in Hannover.

Alfred Cussel heiratete am 30. Juli 1912 in Berlin Rosa Erna (Recha) Lesser (geb. 15.10.1889). Im Ersten Weltkrieg war Alfred Offizier an der Ostfront. Die Familie lebte einige Zeit in Breslau, wo auch ihre drei Kinder zur Welt kamen: Claus, der als kleines Kind verstarb, Steffi (geb. 7.11.1918) und Peter (geb. 16.2.1920). 1926 kehrte die Familie nach Berlin zurück.

Alfred Cussel war Direktor einer großen Baufirma. Diese Tätigkeit führte ihn auch nach Palästina, wo er an der Technischen Universität in Haifa unterrichtete. Dort gibt es noch heute eine Cussel-Straße.

Durch die antijüdischen Gesetze und Repressionen der Nationalsozialisten verlor Alfred Cussel seine Arbeit. Die Familie musste von ihrem Ersparten leben und die große Wohnung aufgeben. Die Kinder mussten die Schule verlassen um zu arbeiten. Cussels wollten Deutschland verlassen, doch nur Peter bekam ein Visum für Australien. Er versuchte vergeblich, seine Familie nachzuholen. Alfred Cussels Gesundheitszustand hatte sich mittlerweile erheblich verschlechtert. Er starb am 14. April 1941 an den Folgen einer Lungenentzündung. Seine Frau Rosa Erna wurde am 14. November 1941 nach Minsk deportiert. Steffi Cussel konnte sich bis zum August 1944 in Berlin verstecken, bis sie auf offener Straße verhaftet und nach Auschwitz gebracht wurde. Nach ca. zwei Monaten transportierte man sie in das Lager Düben, wo sie im April 1945 von amerikanischen Truppen befreit wurde. Sie ging zu ihrem Bruder nach Australien.

Über das Leben von Alfred Cussels Schwestern Grethe und Emilie ist weit weniger bekannt. Grethe heiratete und führte den Namen Zerkowsky. Sie lebte zuletzt in Berlin, von wo sie am 28. März 1942 in das Ghetto in Piaski Luerskie (heute Piaski) deportiert wurde. Sie starb im Lager Trawniki. Von Emilie, die den Ehenamen Erbse führte, wissen wir, dass sie am 15. Dezember 1941 von Hannover nach Riga deportiert wurde und dort umkam.