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Stolperstein für Ida Dittrich - Blumlage 64


Ida Dittrich wurde am 12. Februar 1885 als Tochter des Schlossermeisters Eduard und seiner Frau Elise Dittrich in Celle geboren. Sie hatte eine verheiratete Schwester namens Margarethe, die in der Zöllnerstraße 33 lebte. Ihr Bruder Franz war 1919 ebenfalls in der Lüneburger Psychiatrie Patient gewesen, wurde 1920 jedoch nach Hildesheim verlegt, wo er schließlich erkrankungsbedingt verstarb. Auch der Vater sei zehn Jahre Psychiatriepatient gewesen, sodass es eine familiäre Vorbelastung gab. Nach Ida Dittrichs Entmündigung im April 1926 übernahm wohl auch deshalb keiner aus ihrer Familie ihre Pflegschaft, sondern wurde die Vormundschaft anderen übertragen.

Erstmals trat Ida Dittrichs Erkrankung während des Ersten Weltkrieges in Erscheinung. Während ihres Aufenthaltes in der Göttingen Klinik (27. November 1915 bis 26. März 1916) sei ihr eine „Dementia Praecox“ diagnostiziert worden. Dies geht aus einer randständigen Notiz hervor. Unterlagen darüber sind nicht mehr vorhanden. 1925, als sie erneut erkrankte, sei sie zunächst noch eine Zeitlang in Hambühren als landwirtschaftliche Arbeiterin „in Stellung“ gewesen. Als es ihr gesundheitlich jedoch schlechter ging, habe sie ihre Arbeit verloren und im Siechenhaus untergekommen müssen.

Als ihr Vormund sie nach Übernahme der Pflegschaft dort besuchte, traf er sie zwar in einem „ganz ordentlich aufgeräumten Zimmer an“, auch habe sie seinen Namen erinnert, sei zeitlich orientiert gewesen und habe um Aufgaben gebeten, aber weil sie mit ihren erheblich älteren Mitinsassinnen schnell in Streit geriet und Unfug machte, konnte sie dort nicht länger bleiben. Am 30. Juni 1926 folgte daraufhin die Aufnahme in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg. Dort lebte sie sich schnell ein, fiel durch ein fleißiges, zufriedenes und konfliktfreies Wesen auf. Sie arbeitete in der Gartenkolonne. In den Jahren 1930 und 1931 verschlechterte sich Ida Dittrichs Zustand. Sie wurde unruhig, beschimpfte ihre Mitpatientinnen und fing an, allerlei Sachen zu sammeln. Um sie besser unter Kontrolle zu haben, wechselte sie in die Schälküche. 1936 ging es ihr wieder besser, Ida Dittrich begann sogar zu stricken und half nun auch zusätzlich in der Waschküche. Ihre Schwester Margarethe erkundigte sich während ihres langjährigen Aufenthaltes von Zeit zu Zeit nach ihr.

1937 wurde Ida Dittrich in das Haus 26 verlegt, 1938 wechselte sie in das Haus 20 und von dort im Jahr 1939 in das Haus 12, nachdem es immer häufiger zu Übergriffen auf Mitpatientinnen gekommen war. Ida Dittrich wurde unordentlich und ungestüm. Wenige Tage vor ihrer Verlegung in die „Aktion T4“ ging es ihr insofern wieder besser, als dass sie wieder in die Gartenkolonne zurückkehren konnte. Das bewahrte sie nicht davor am 9. April 1941 in die Zwischenanstalt Herborn und von dort am 12. Mai 1941 in die Tötungsanstalt Hadamar verlegt zu werden. Dort wurde Ida Dittrich am Tag ihrer Ankunft ermordet.

Quellen:
NLA Hannover 155 Lüneburg Acc. 2004/066 Nr. 8750
BArch R-179 Nr. 26957
HHStAW, Abt. 461 Akte 32061 Bd.17

Angehörige können sich gerne an Frau Dr. Carola S. Rudnick / an die "Euthanasie"-Gedenkstätte Lüneburg wenden unter info@gedenkstaette-lueneburg.de bzw. (04131) 60 883 72.

Autor: Dr. Carola Rudnick