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Stolperstein für Heinz Taxweiler - Schäferweg 94

Heinz Taxweiler wurde am 14. September 1920 in Celle geboren. Nach der Volkschule arbeitet er zunächst in der väterlichen Schuhmacherwerkstatt, dann wurde er Fabrikarbeiter bis er im Oktober 1940 zu Wehrmacht eingezogen wurde.

Im April 1941 wurde Taxweilers Einheit, die 111. Infanteriedivision, in das besetzte Polen verlegt. Möglicherweise wurde er bereits dort mit den Verbrechen der deutschen Besatzung konfrontiert. Zwei Monate später begann das „Unternehmen Barbarossa“, der Überfall auf die Sowjetunion. Taxweiler war seit dem ersten Tag mit seiner Einheit dabei, sein Wehrstammbuch listet eine Reihe von Kampfeinsätzen auf. Diese Einträge enden im Oktober 1941: Taxweiler hatte sich von der Truppe abgesetzt. Nach einigen Wochen auf der Flucht fand er Unterschlupf und Hilfe in einem ukrainischen Dorf. Selbst als deutsche Truppen in das Dorf kamen, schützte ihn die Dorfgemeinschaft. Erst nach vier Monaten wurde er von deutschen Gendarmen verhaftet. Ein Militärgericht verurteilte Heinz Taxweiler zu fünf Jahren Zuchthaus wegen „Fahnenflucht im Felde“. Nach Aufenthalten in drei Gefängnissen in den besetzten Gebieten kam er in das Strafgefangenenlager Esterwegen im Emsland.

Durch die Verurteilung war Taxweiler „wehrunwürdig“. Doch im Laufe der Zeit sah sich die Wehrmacht gezwungen, auch auf „Wehrunwürdige“ zurückzugreifen, zum Beispiel zum Einsatz in der „Bewährungstruppe 500“. Dafür war auch Taxweiler vorgesehen, doch Zwangsarbeit und äußerst schlechte Lebensbedingungen hatten seine Gesundheit innerhalb weniger Monate derart ruiniert, dass zunächst ein mehrmonatiger Lazarettaufenthalt nötig war.

Im November 1943 begann Taxweilers Dienst in der „Bewährungstruppe 500“. Diese Einheit war vorgesehen für Einsätze „unter schwierigen Bedingungen“, was bedeutete, dass die Überlebenschancen der Soldaten nicht hoch waren. Heinz Taxweiler aber überlebte: Nach nur wenigen Wochen an der Ostfront war es ihm gelungen, auf die sowjetische Seite der Front zu gelangen. Einige Monate danach war er im von deutschen Emigranten und Kriegsgefangenen gegründeten Nationalkomitee „Freies Deutschland“ an der Front tätig. Die Aufgabe der Frontorganisation war, durch Flugblätter und Lautsprecherdurchsagen auf deutsche Soldaten einzuwirken. Darüber hinaus überquerten Angehörige dieser Gruppe aber auch die Frontlinie und suchten direkt das Gespräch. An solchen Einsätzen war auch Taxweiler mehrmals beteiligt, wie andere leistete er dabei auch Aufklärungsarbeit für die Rote Armee. All dies war mit großen Gefahren verbunden.

Am 12. Mai 1944 rief Taxweiler aus einem Graben hinüber zu deutschen Soldaten: „Warum schießt Ihr auf Eure Kameraden, bei Euch sind die Schweine!“ Dann schlug neben ihm eine deutsche Granate ein. Am 13. Mai erlag Heinz Taxweiler seinen Verletzungen. Er wurde „mit allen militärischen Ehren“ beerdigt.

Sein Grabmal trägt die Inschrift:

Antifaschist Heinz Taxweiler, 1920-1944, gefallen am 13. Mai 1944. Er ließ sein Leben im Kampf gegen den Faschismus für ein freies, unabhängiges Deutschland.

Unmittelbar nach seinem Tod wurde dieses Flugblatt mit der Überschrift „Fluch den Mördern von Heinz Taxweiler“ verbreitet:

Die Hitlerburschen haben wieder ein Verbrechen begangen!

Am 12. Mai mittags haben sie den Freiheitskämpfer Heinz Taxweiler ermordet, welcher furchtlos und kühn den Soldaten des 113. Bataillons am Narwa-Ufer die Ziele und Aufgaben der Bewegung „Freies Deutschland“ bekanntgab.

Zwei Verräter haben diese ruchlose Tat ausgeübt. Einer gab der Mordbefahl und der andere führte ihn aus.

Eine Granate […] beendete das Leben des ehrlichen Soldaten Heinz Taxweiler, dessen höchstes Ziel es war, unserem deutschen Vaterland und unserem deutschen Volk zu dienen.

Heinz Taxweiler hat eingesehen, daß die Verlängerung dieses verbrecherischen Krieges, den der [„Führer“?] sowieso verloren hat, nur zu einer totalen Ausrottung des deutschen Volkes führt. Deshalb hat er die Hitlerarmee verlassen und ist in die Reihen der aktiven Kämpfer für die Befreiung seiner Heimat eingetreten. Er hat sich der Bewegung „Freies Deutschland“ angeschlossen und mit allen seinen Kräften in den Dienst gestellt.

Ein solcher Mann wurde von diesen Hitlerbestien ermordet!

Fluch und Schande diesen Verbrechern!

Offiziere und Soldaten der 225. I. D.!

In Euren Reihen befinden sich Verräter!

Sie verlangen von Euch das sinnlose Blutvergießen weiterzuführen. […]

Heute haben sie den Freiheitskämpfer Heinz Taxweiler ermordet, morgen seid Ich an der Reihe!

Tod den Hitlerschurken!

Meine Landsleute, ich rufe Euch zu:

Macht dem Krieg sofort ein Ende!

Geht gruppen- und kompanieweise auf die Seite des Nationalkomitees „Freies Deutschland“ über!

Kämpft mit uns für ein freies, unabhängiges Deutschland!

Hitler muß fallen, damit Deutschland lebe!

Taxweilers Familie erfuhr von alledem nichts. Auch nach dem Krieg sollte seine Geschichte lange unbekannt bleiben. Zur Erinnerung an die 111. Infanteriedivision aber wurde 1967 im „Ehrensaal“ des Hannoverschen Wehrbereichskommandos II der Bundeswehr eine Bronzetafel installiert.