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Herzogin Eléonore d’Olbreuse (1639–1722)

Celles letzte Herzogin

Herzogin Eléonore d'Olbreuse © Residenzmuseum im Celler Schloss. Foto: Fotostudio Loeper, Celle
Herzogin Eléonore d'Olbreuse

Eine besonders schillernde Persönlichkeit war die letzte Herzogin von Celle, Eléonore Desmier d’Olbreuse. Sie wurde im Januar 1639 auf einem Schloss bei Usseau, etwa 50 Kilometer von La Rochelle entfernt, geboren. Die landuradelige, sehr angesehene, jedoch nicht besonders wohlhabende Familie gehörte schon seit Generationen der reformierten französischen Glaubensgemeinschaft an, den Hugenotten.

Im Winter 1663 reiste sie nach Kassel. Hier traf sie erstmals auf den Welfen Georg Wilhelm (1624-1705), 15 Jahre älter und nach französischem Vorbild absolutistisch regierend. Bislang galt er als überzeugter Junggeselle. Als der Celler Herzog Georg Wilhelm die liebreizende Eléonore traf, war es um ihn geschehen. Für den Mann aus europäischem Reichsadel jedoch war die junge Frau nicht gerade standesgemäß. Und zudem sollte Georg Wilhelm Sophie von der Pfalz heiraten, Tochter des böhmischen „Winterkönigs“, Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz - und eine Stuartnachfahrin. Doch der Welfenspross pfiff auf Konventionen und trat die angedachte Braut an den jüngeren Bruder ab. Dieser sogenannte Brauttausch schrieb europäische Geschichte und ging in die welfischen Annalen ein. Zehn lange Jahre musste sie auf eine standesgemäße Ehe warten. In der Zeit gebar sie ihre Tochter Sophie Dorothea. Die Ehe galt als ausgesprochen glücklich.

Die „getauschte Braut“ in Hannover indes, nunmehr immerhin zur First Lady im Fürstentum Braunschweig-Lüneburg avanciert, machte Eléonore das Leben zur Hölle, doch diese stand eher an der Seite ihres Gatten und nahm in Celle Einfluss, wo sie nur Einfluss nehmen konnte.

Bereits 1686 kam es in Celle durch die Herzogin zur Gründung einer französisch-reformierten Kirchengemeinde. Die Herzogin trug ebenso zum Bau des Pfarrhauses und zum Lohn des Pfarrers bei. Viele von ihren Landleuten fanden zudem in Celle ein neues Zuhause. Unter der Ägide des Herzogspaares erfuhr das Celler Schloss eine neue Ausgestaltung: Die alte Vierflügelanlage wurde zu einer zeitgemäßen barocken Residenz ausgebaut, bekam neue Fassaden, ein Giebelkranz aus sogenannten Zwerchhäusern sowie überkuppelte Turmspitzen. Besonders ist der Bau des barocken Theaters hervorzuheben. Das Hoftheater wurde von 1670 bis 1675 auf dem Stumpf des einstigen Bergfrieds am Nordflügel errichtet. Éléonore und Georg Wilhelm unterhielten eine eigene Hofkapelle und engagierten zahlreiche Schauspieltruppen. Das Schloss avancierte zum kulturellen Highlight - mit Strahlkraft bis heute. Durch Eléonore angeregt, war auch bereits ab 1670 eine Gartenanlage in einen barocken Lust- und Nutzgarten nach französischem Vorbild umgewandelt worden. Unter ihren Händen war eine Anlage à la mode in der höfischen Gartentradition - mit geometrisch angelegten Beeten, Wegen, Wasserläufen und einer 1677 erbauten Orangerie - angelegt worden.

1722, siebzehn Jahre nach Georg Wilhelms Tod, starb die letzte Celler Herzogin. Eléonore wurde in der Fürstengruft in der Stadtkirche Sankt Marien in Celle beigesetzt, eine Parkallee in Celle ist nach ihr benannt.